Leseproben eigener Werke

»Our Trip to London«
Verkaufsfreigabe: 03.10.2014 - Veröffentlicht: noch nicht bekannt
ISBN 978-3-7368-4451-3


Abflug

Die Anreise zum Flughafen war unspektakulär, wie Autofahrten halt so sind. Am Flughafen, aber ich sollte vorausschicken, dass ich meinen Trolley für eine Gepäckaufgabe gepackt hatte, wurde uns mitgeteilt, dass unsere Koffer als Handgepäck mitzunehmen seien. ‚Naja‘, dachten wir, geht es halt in Stansted schneller mit dem Auschecken. Wir Menschen sollten das Denken im übrigen wirklich den Pferden überlassen, denn die haben die größeren Köpfe.
  Der Sicherheitscheck gebot unserer Freude sofortigen Einhalt, denn, verdammte Sicherheitsmaßnahmen, nur Flüssigkeiten in der Größenordnung bis einhundert Milliliter sind erlaubt. Tja nun, was braucht eine Frau für vier Tage? Duschgel, Bodylotion, Haarspray, Haarschaum, Haarschampoo, Gesichtswasser, Gesichtsseife, logisch oder?
  »Das dürfen Sie nicht mitnehmen«, sagte der Herr, ja genau, ein Mann, am Checkpoint. »Entweder Sie geben den Koffer auf, oder werfen das Zeug weg.«
Ich wollte darauf natürlich nicht verzichten. Also, alles wieder auf Anfang. Gürtel um, Jacke und Handtasche schnappen, Trolley vom Band zerren.
  »Zäfix«, schimpfte ich leise vor mich hin, als ich mich auf den Weg zurück zu der Tickettante machte. »Das kann ja heiter werden, wenn das schon so anfängt, aber ... Shit happens.«
  Die Dame fragte mich: »Haben Sie die Gepäckaufgabe gebucht?«, was ich natürlich verneinen musste.
  Es war das erste Mal, dass ich überhaupt selbst einen Flug gebucht habe. Noch dazu Online. Es kam mir gar nicht in den Sinn nachzulesen, ob man für Gepäck noch etwas extra bezahlen müsse. Für mich war nur wichtig, wie schwer der Koffer sein dürfe.
  »Dann macht das einhundert Euro«, teilte mir die Flughafenmitarbeiterin mit.
Ich schwöre, dass sie hämisch gegrinst hat, was wohl nicht zuletzt an meinem entsetzten Gesichtsausdruck gelegen haben mag. Immerhin kostete das Ticket weitaus weniger als dieser niedliche kleine Trolley mit nicht mehr als sechs Kilogramm Gewicht.
  »Das ist entschieden zu viel«, platzte es aus mir heraus, denn mein Geld wächst ja schließlich auch nicht auf den Bäumen.
  Es blieb mir also nur noch die letzte Option, nämlich all meine Kostbarkeiten dem Mülleimer zu übergeben. In Gedanken hatte ich selbstverständlich nachgerechnet, was mich der Neukauf eben jener Habseligkeiten kosten würde. Da ich trotzdem billiger wegkam, kippte ich also alles, was der Sicherheitsbeamte bemängelte, in einen Mülleimer. Offenbar war ich nicht die einzige, der es so erging, denn inhaltlich ähnelte er bereits sehr dem, was ich noch hinzufügte.
  Nun aber zurück zum Sicherheitsmenschen. Das gleiche Spiel also wieder. Jacke ausziehen, Gürtel ablegen, Tasche sowie Koffer auf das Band, und noch einmal durch die Sicherheitsschleuse.
  Erleichtert, dass ich meine Tochter gleich in der Nähe stehen sah, wollte ich beherzt nach meinem Koffer greifen. Ja, genau. Wollte. Denn der gleiche Beamte, der mich vorher schon weggeschickt hatte, winkte mich erneut heran. Ich hatte noch etwas im Koffer vergessen, mit dem man wahrscheinlich eine Atombombe hätte basteln können. Also die Inhaltsstoffe einer Gesichtsseife sind offensichtlich äußerst bedenklich. Dieses Mal habe ich ihm wohl leid getan, denn meine Seife hat er mir gelassen. Freude. Wenigstens konnte ich mir also die nächsten Tage das Gesicht waschen.
  Die nächste Station bis ins Flugzeug verlief dann, Überraschung, reibungslos. Also für den bezahlten Flugpreis hätte ich mir zwar einen durch Musik untermalten Tanz der Sicherheitsanweisungen im Notfall gewünscht, aber ich war immer noch glücklich, dass ich wenigstens meine Seife hatte. Zu bemängeln war allerdings, dass die Rettungsweste keine Pfeife hatte. Wie sollte einen Lassie da jemals finden?
  So, auf jeden Fall landeten wir knapp zwei Stunden später in England. Die Koffer hatten wir ja und fanden auch gleich einen Wechselschalter für unsere Euros.
  Dann ging das Abenteuer los ...

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